Zusammenfassung
Weltweit gehört die Gelenkendoprothetik zu den erfolgreichsten chirurgisch-orthopädischen
Verfahren, welche Schmerzreduktion und vollständige Wiederherstellung
der Mobilität ermöglicht. In der Bundesrepublik Deutschland werden aktuell jährlich
etwa 400.000 Gelenkendoprothesen, Hüft- und Kniegelenke implantiert (https://www.eprd.de/de) und etwa 30.000 Wechseloperationen/Revisionen durchgeführt. Obwohl
eine ständige Optimierung in den verschiedensten technischen und medizinischen
Sektoren der Materialentwicklung, Konstruktion, antibiotischen Therapiestrategie
und chirurgischen Methodik des operativen Gelenkersatzes erfolgt, bestehen
weiterhin standzeitreduzierende Faktoren und vielfältige prothesenassoziierte
Pathologien. Bei Implantatrevisionen sollte die in der wissenschaftlichen Literatur
international akzeptierte SLIM-Konsensus-Klassifikation angewendet werden, welche
in der revidierten Version durch 9 Typen ein umfassendes ätiologisches Spektrum
von lokalen Gelenkendoprothesen-assoziierten Pathologien histopathologisch
definiert. Zusätzlich beinhaltet diese die Partikelcharakterisierung und Abgrenzung
zu endogenen Partikeln. Die Analyse des entnommenen Explantats ist die Aufgabe
technischer Disziplinen. Deren mechanisch-physikalische Prüfungen können Aufschluss
zum Schadenshergang geben. So lässt sich zum Beispiel im Rahmen einer
Bruchflächenuntersuchung feststellen, ob der Bruch sich über längere Zeit ereignet
hat (Schwingbruch, Dauerbruch) oder ob dieser plötzlich, schlagartig eingetreten
ist (Gewaltbruch). Diese Diagnostik erfolgt interdisziplinär, insbesondere im Kontext
periimplantärer, zumeist bakterieller Infektionen und auch bei primär funktionellen
und materialbedingten Ursachen. Bei komplexen Endoprothesenpathologien, welche
eine exakte ursächliche und auch technikbasierte Schadensanalytik erfordern, ist
dieser interdisziplinäre Ansatz besonders notwendig: Neben der Histopathologie ist
eine definitive Diagnostik nur in einem klinisch-orthopädischen, mikrobiologischen,
labormedizinischen, radiologischen, nuklearmedizinischen, material-technischen und
insbesondere biomechanisch-technischen Kontext möglich.